29.04.2012 – D/SCHLEIZER DREIECK – DRC/IGK #1

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Am Donnerstagabend kamen wir vollständig besetzt im Fahrerlager der Traditionsstrecke „Schleizer Dreieck“ an. Nach einigen Schwierigkeiten fanden wir in der Dunkelheit dann doch einen brauchbaren Platz für unser „Boxen“-Zelt.

Freitag ging es zunächst an die freien Trainings.

Schon im ersten Turn wurden wir begrüßt von bestem Wetter, warmen Temperaturen, wenig Wind und Sonne pur. Die Streckenverhältnisse waren eher mittelmäßig. Durch die teilweise öffentliche Nutzung einiger Streckenabschnitte fand sich viel Dreck in den Poren des Asphalt’s.

Das Motorrad lief nicht gut. Das Gemisch war viel zu fett und es kam immer wieder zu Verbrennungsaussetzern. Maurice fühlte sich gar nicht wohl, die Probleme mit dem Motorrad machten es schwer die Maschine in den Top-Speed-Schikanen schnell umzulegen. Maurice äußerte immer wieder Bedenken vielleicht einmal geradeaus zu schießen.

Das Motorrad sieht einfach klasse aus. Die neue Lackierung macht was her und das orange auf der Verkleidung passt sehr gut zu den Felgen.

Im zweiten Turn funktionierte die Technik etwas besser. Die Rundenzeiten korrigierten sich und die Zehntelsekunden purzelten im Rundentakt. Dennoch gab es Probleme beim Thema Kurvenspeed. Einmal wäre Maurice fast abgeflogen und hielt sich gerade noch auf dem Tank. Diese Strecke ist durch den Schmutz und die extremen Höhenunterschiede und Bodenwellen wirklich schwer zu fahren.

Die erste Hälfte des dritten Turns verlief ebenfalls planmäßig. Maurice findet langsam seine Linie und macht sich mit den Eigenheiten der Piste vertraut. Auch der Verschmutzungsgrad nimmt ab und der Rundkurs wird auf der Ideallinie langsam fahrbar. In der zweiten Hälfte begannen die technischen Probleme von neuem. Es ist schwer das Vertrauen zum Bike aufzubauen und Schräglagen mit ausreichen Kurvenspeed zu fahren, wenn man weiß dass das Moped dich jeden Moment abwerfen könnte. Die Ursache steckt im Detail und ist schwer zu diagnostizieren. Die Sonne macht einigen Wolken Platz und es wird leicht kühl und windig.

In der Pause wurde kurz vor dem vierten Turn ein Getriebeschaden festgestellt. Damit fiel dieser Durchlauf für uns aus. Maurice und ich setzten uns auf die Tribüne. Wenn wir schon nicht aktiv arbeiten können, nutzen wir die gegebene Zeit um uns die Linien und Zeiten der Konkurrenz anzusehen. Als das Motorrad wieder in einem Stück war, machten wir uns zunächst auf den Weg zur technischen Abnahme. Bis auf einen Helm gab es dort keine größeren Probleme für uns.

Im fünften und letzten Turn des Tages konnten wir endlich wieder angreifen. Das Motorrad lief wirklich gut, und ganz ohne Aussetzer. Maurice ist nach wie vor unsicher und verpasst es genug Schwung mit in die Kurven zu nehmen. Dennoch verbesserte er noch einmal seine Zeit. Alle wussten dass die Richtung stimmte, aber dass noch viel viel mehr drin war. Für den Piloten ist es eine klare Kopfsache, und er muss daran arbeiten das Vertrauen zum Bike zurück zu finden.

Das Mechaniker-Team zog alle Register und verbrachte diesen Abend eine lange Zeit vor dem Data-Recording. Es wurden Zündkerzen, Renn-Benzin und der Auspuff getauscht, und eine Getriebewelle ersetzt.

 

Samstags begann der Tag für uns mit einem letzten Durchlauf im Bereich der freien Trainings.

Das Bike lief bestens, das Vertrauen auf Maurice‘ Seite wächst. Der Nachwuchspilot blätterte direkt eine 1:39:248 hin und hielt damit die zweitbeste Zeit aller 125er und Moto3! Der Viertaktpilot Marcel Rodrigues hielt die Bestzeit mit seiner 1:38:679 , aber wir konnten noch nachbessern. Wir wussten dass wir Reserven bei der Technik, den Reifen und bei unserem Fahrer hatten, und dass wir diesen Samstag noch eine 1:37er Zeit in den Quali’s erreichen können.

Auch im ersten Qualifying beließen wir es bei den angefahrenen Reifen. Maurice Ullrich #112 machte eine gute Performance. Er fuhr mit einer 1:37:33 die beste Zeit des gesamten Feldes rein (125er 2T; 250er 2T und Moto3).

Der zweitbeste im gesamten Feld war Klaus Heidel mit seiner Moto3, der eine 1:37:81 schrieb.

Bereits nach der ersten Hälfte unterbrachen wir unseren Q1 Turn, und holten Maurice jede Runde in die Box. Von dort aus ließen wir ihn Start’s üben, denn der Bedarf für dieses Training war ganz klar gegeben. Der letzte Startversuch konnte sich dann tatsächlich sehen lassen, und damit räumten wir für’s erste die Boxengasse. Das Motorrad lief ohne technische Zwischenfälle, und wenn es bei diesen Zeiten bleiben würde, hätte Maurice die Pole-Position.

 

Im zweiten Qualifying bestückten wir die Aprilia mit neuen Reifen. Von den Pneus erhofften wir uns eine gedankliche Veränderung in Maurice seinem Kopf, die ihm vielleicht etwas mehr Sicherheitsgefühlt verlieht. Die Sonne steht hoch oben und wir lesen 29 Grad Celsius im Schatten ab.

In den ersten drei Runden gab es für Maurice einen neuen Kolben einzufahren. Kurz danach kam es zum Abbruch des Qualis. Nach 5 Minuten ungewisser Wartezeit in der Box ohne Reifenwärmer schaltete die Ampel wieder auf grün, und auf der Uhr standen noch 7 Minuten Zeit zum fahren. Von jetzt an geschahen Dinge die wir selbst kaum geglaubt haben. In der vorletzten Runde des Zeittrainings blinkte auf dem Bildschirm der Zeitnahme eine sagenhafte 1:36:53 auf. Nicht gerade eine Rekordzeit für diese Strecke, aber dennoch eine Zeit die uns einen Einblick in die Entwicklung von Maurice gibt. In der letzten Runde schaffte er fast dieselbe Zeit noch einmal, beließ es aber bei einer 1:36:8.. Somit konnte er seine Q1 Zeit (1:37:2) um 0,7 Sekunden verbessern. Niemand aus dem gesamten Feld (125er 2Takt, 250er 2Takt, Moto3 4takt) konnte auch nur annähernd seine 1:37:2er Zeit aus dem Q1 knacken. Wir bauten unsere Anzeigetafel ab und verließen die Boxengasse mit einem guten Gefühl für den morgigen Renntag. Das Motorrad lief einwandfrei und Maurice findet zu seiner alten Stärke zurück.

 

Sonntag begann mit einem Warmup-Lauf. Wir nutzten die Zeit um noch einen Start zu üben, und sind ansonsten nur 3 Runden gefahren. Die Rennleitung hatte technische Probleme und konnte den Zeitplan nicht einhalten. Somit verloren wir 7 Minuten aus diesem Lauf, was uns aber kaum weiter stören sollte.

 

Im ersten Rennen nutzten wir die Reifen vom Q2-Turn. Maurice kam gut weg und beglückte das gesamte Team mit einem eindrucksvollen Start-Ziel-Sieg!

Lange vor dem Start stand sich das gesamte Feld in der Boxengasse die Räder in den Boden. Die Startprozedur verzögerte sich ebenfalls, und die Piloten mussten lange auf dem Start-Grid stehen bleiben, sodass wir schon um die Reifentemperatur gebangt haben. Maurice erreichte das Ziel nach 17:50:334 Minuten und kam damit 8,503 Sekunden vor dem zweitplatzierten (Rodrigues, Moto3) über die Linie. Maurice fuhr in diesem Rennen die beste Rundenzeit an diesem Wochenende, von seinem gesamten Feld. Mit seiner 1:35:953 beflügelte er unsere Vermutungen vom Vorabend, wo wir spekulierten dass die 1:35er Marke am Rennsonntag noch fallen würde. Die zweitbeste Renn-Rundenzeit seiner Wertungsgruppe (125er 2Takt und Moto3) war eine 1:38:358 von Max Enderlein.

Anschließend ging es für uns direkt zur Siegerehrung, wo Maurice sich seinen Pokal abholen durfte.

Ab jetzt bekam Maurice als Pole-Setter und Start-Ziel-Sieger des ersten Rennens die volle Medienaufmerksamkeit und durfte sogar ein kurzes Interview für Bike Promotion geben.

Nach den Worten unseres Piloten ist es ein anstrengendes Rennen gewesen, da das überrunden der 250er sehr viel Zeit kostet und man schnell im Verkehr stecken bleiben kann.

 

Das zweite Rennen verlief mit deutlich mehr Komplikationen. Mit neuen Reifen ging Maurice in die Boxengasse, wo wir noch eine halbe Stunde die Reifen durchheizten. Der Start war eine Katastrophe. Von der Pole aus verlor Maurice so viel Zeit bis er los fuhr, dass er als 15ter in die erste Kurve ging. Dies ist zurückzuführen auf ein technisches Problem mit der Schaltung. Maurice erzählte uns nach dem Rennen, dass er den Gang nicht rein bekommen hätte. Nach der ersten Runde hatte Maurice sich wieder auf den sechsten Platz vorgearbeitet, und startete eine spektakuläre Aufholjagt. Schon in der zweiten Runde gelang ihm der Sprung auf Platz vier, wo er dann einige weitere Runden blieb. Erst in der siebten Runde ging es für Maurice nach vorne auf die dritte Position, und kurz danach schon auf Rang zwei!!! Maurice fühlte sich gut und wollte unbedingt den Vorsprung vom führenden Rodrigues aufholen, um mit ihm um den Sieg zu fahren. Dabei unterschätzte er das Limit und stürzte per Highsider in einer Schikane. Er und das Motorrad flogen einige Meter durch die Luft. Das Rennen wurde sofort abgebrochen und Maurice zur Untersuchung in das örtliche Krankenhaus gebracht. Während wir das Fahrerlager abbauten, bekamen wir die Meldung dass die Runde vor dem Sturz gewertet worden sei, und dass jemand bitte den Pokal für Maurice abholen soll. Wir brachten ihm also das bronzene Metall für den dritten Platz im zweiten Rennen ins Hospital, wo wir einen nahezu unversehrten Maurice antrafen. Bis auf eine kleine Prellung am linken Ellenbogen gab es keine Verletzungen. In der Gesamtwertung der IGK und der DRC steht Maurice jetzt jeweils zwei Mal mit 25 Zählern auf Platz eins, da Marcel Rodrigues und Klaus Heidel nur als Gaststarter eingeschrieben waren. Damit bekommen die beiden zwar den verdienten Pokal, tauchen aber in der Punktewertung nicht auf.

 

Chefmechaniker: „Der Sturz ist kein Problem, der Schaden ist nicht groß. Es ist schön dass es Maurice gut geht, und dass man seine Entwicklung noch vorne beobachten kann. So macht die Zusammenarbeit spaß. Er hat unsere Erwartungen voll erfüllt.“

Vater: „Jetzt haben wir an 2 Wochenenden 3 Helme, 1 Rennkombi und 2 Verkleidungen gekillt. Aber solange er gesund bleibt sind das wohl Kosten die wir für seinen Lernprozess tragen müssen.“

Pressesprecher von Maurice (Hannes Allwardt): „Ich hoffe dass wir nächstes Wochenende in Oschersleben (zweiter IDM Lauf) nicht unter dem Sturz leiden. So etwas ist Kopfsache und wirkt sich gelegentlich auf die Rundenzeiten aus. Sein Ehrgeiz ist toll, aber wir müssen mehr mit Verstand fahren. Maurice ist noch nicht perfekt wenn es darum geht das Limit nach oben UND nach unten einzuschätzen.“

 

Alles in allem hatten wir ein tolles Wochenende und haben unheimlich viel gelernt. Schön ist auch, dass wir scheinbar die technischen Probleme beheben konnten, die uns schon in Lausitz das Leben schwer gemacht haben.

Wir möchten uns noch einmal besonders bei den Veranstaltern „Bike Promotion“, „DMSB“ und „IGK“ bedanken, die ein perfekt organisiertes Rennwochenende in Schleiz auf die Beine stellen konnten.

Unsere nächste Veranstaltung ist vom 04. – 06.05.2012 in der Motorsportarena Oschersleben, wo wir unseren zweiten IDM Lauf bestreiten werden.

Bis dahin eine entspannte Woche.

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